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Was ist Impulskontrolle bei Hunden? und warum sie vielen Hunden fehlt

Dieser Artikel ist Teil 1 von 2 in der Artikelserie Impulskontrolle

Impulskontrolle ist ein überaus interessantes Thema. Und für den einen Hund eher wichtig und für den anderen Hund eher unwichtig. Während der eine Hund ohne murren und zurren zum Hundeplatz geführt werden kann, ja fast schon mit Anstand und recht gesittet geht, ist der andere Hund vor lauter Aufregung, Freude und Erregung gar nicht mehr zu bändigen. Das heißt, es kann von ziehen an der Leine bis hin zu nervösen Bellen stressig werden, nicht nur für den Hundehalter.

Impulskontrolle bezeichnet also die Fähigkeit des Hundes sich in Anbetracht eines Reizes zu kontrollieren und zu beherrschen und diese Kontrolle nicht an seinen Trieb zu verlieren bzw. nicht ins Reiz/Reaktionsmuster zu fallen.

Einige alltägliche Beispiele der Impulskontrolle:

  • der Hund wartet geduldig auf das Freigabezeichen bevor er sein Abendbrot frisst
  • Jagdverhalten (Wild, Autos, Jogger, Fahrradfahrer …) unterdrücken
  • In (für den Hund) aufregenden Situationen nicht die Anspannung durch Bellen o. ä. zu kompensieren
  • …. (die Liste lässt sich beliebig erweitern, überall wo der Hund seine eigenen, selbst gewählten und angestrebten Handlungen unterdrücken muss)

Wir du siehst, hängen viele alltägliche Situationen mit der Impulskontrolle zusammen. Natürlich ist es von Hund zu Hund unterschiedlich, welche Situationen er als besonders „Aufregend“ einstuft und welche eher nicht. Der eine fährt voll auf Futter ab und kann sich kaum noch beherrschen beim Anblick eines gefüllten Napfes und der andere steht eher auf Bällchenspiele und ist bei diesen „Spielen“ nicht mehr wirklich ansprechbar.

Doch wann wird eine mangelnde Impulskontrolle zu einem ernsten Problem?

Wenn du den Eindruck hast, dein Hund ist in einer Situation besonders hyperaktiv und hat diesen “ichwillichwillichwill”-Ausdruck im Gesicht und das vielleicht sogar lautstark mitteilt oder er nicht zur Ruhe kommen kann, obwohl er jetzt gerade nichts zu tun hat. Oder er ganz einfach die entsprechende Situation  nicht aushalten kann ohne seinen „Trieb“ auszuleben. Dann ist dein Hund nicht mehr ansprechbar und verfällt in ein Reiz-Reaktionsmuster. Das kennst du bestimmt auch. Dein Hund sieht zum Beispiel ein Eichhörnchen und flitzt los. Dein Rufen und schimpfen kann er in dieser Situation nicht mehr hören.

Warum hat mein Hund zu wenig Impulskontrolle?

Ursachen für mangelnde Impulskontrolle gibt es viele. Sie können entweder Resultate einer falschen Erziehung oder rassespezifische Mitbringsel (z.B. bei Jagd, – und Hütehunden, wenn die Ausbildung den Aspekt der Impulskontrolle nicht berücksichtigt hat) sein. Aber auch Fehler in der Prägephase oder organische Störungen, wie zum Beispiel Störungen an der Schilddrüse und Leber, können Ursache für eine mangelnde Impulskontrolle sein. Letzteres sollte unbedingt mit einem Tierarzt abgeklärt und ausgeschlossen werden.

Allerdings gibt es auch Junkies, künstlich hochgedrehte Hunde, welche meist Arbeitsrassen im Erbgut tragen. Hierzu gehören oft Border Collies oder Jack Russell Terrier. Denn leider hält sich bei vielen Hundehaltern die Mär, das diese Hund enorm viel Auslastung, Bewegung und Action bräuchten. Diese Hundehalter neigen dann dazu, den Hund auszupowern indem sie stundenlang die Ballschleuder schwingen und den Hund unkontrolliert hetzen lassen. Oder ein straffes Hundeplatz Programm fahren, meist im Agility und das 4x die Woche. Dazu kommen dann noch im heimischen Garten „Auslastungsspiele“ und am Wochenende kann man dann ja auch endlich auf die Hundewiese, damit der Hund mal ordentlich laufen kann. Die Hundehalter wissen es meist nicht besser und hoffen, den Hund dadurch ausgeglichen und ruhig zu bekommen. Aber in Wahrheit drehen sie den Hund nur auf und halten ihr Erregungslevel konstant hoch.

Auch die Aussagen der Nichthundehalter „Oh! Der braucht aber viel Bewegung, ist ja ein Border Collie!“ sind ebenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein und so mancher Neuhundehalter glaubt das. Aber in Wahrheit braucht der Hund, und dass muss er selbst auch schon in jungen Jahren lernen, Ruhe! Sicher, Auslastung ist gut und das brauchen auch alle Hunde. Aber eben Qualität statt Quantität. Für Hunde, die schlecht zur Ruhe kommen, würde ich auf Agility oder andere hochfahrende sportliche Aktivitäten verzichten und auf konzentriertes, ruhiges Arbeiten, wie es etwa bei der Zielobjektsuche oder Mantrailing der Fall ist, setzen.

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Hi, ich bin Dani, Bloggerin und Autorin bei Kleinstadthunde. Ich liebe leckeres Essen, tolle Schokolade, spannende Serien und jegliche Art von Abenteuer. Du kannst mich auch auf Facebook und Instagram finden.

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