Die Zucht von Working Cocker Spaniel in Deutschland
In Deutschland ist es fast unmöglich Working Cocker Spaniel mit Papieren zu bekommen. Um zu verstehen warum das so ist, muss man sich mit den Anfängen des Englisch Cocker Spaniels und dem dazugehörigen Rassestandard auseinander setzen.
Der Englisch Cocker Spaniel und der Working Cocker Spaniel sind ein und dieselbe Rasse. Während der Englisch Cocker Spaniel, so wie man ihn hier in Deutschland (noch) überwiegend kennt, die Show Line repräsentiert, repräsentiert der Working Cocker die (englische) Arbeitsline unter den Cocker Spanieln. Dabei ist Working Cocker kein festgeschriebener Begriff. Der Englisch Cocker Spaniel aus Arbeitslinie wird auch Field Trial Cocker genannt, oder auch ECS aus englischer Arbeitslinie, Cocker Spaniel im Arbeitstyp, … . Verwechseln darf man die englische Arbeitsline (oder Working Cocker, FT Cocker, …) nicht mit der deutschen jagdlichen Leistungszucht.
Es gibt bei den Cockern also drei Linien: Showlinie, deutsche Arbeitslinie und englische Arbeitslinie.
In UK werden seit den 50iger Jahren Show- und Arbeitslinie getrennt gezüchtet. Das liegt daran, dass die Showlinie die Arbeitsleistungen für die Jagd nicht mehr erbringen konnten. Warum? Weil man immer mehr Wert auf die optischen Kriterien bei der Wahl der verpaarten Zuchthunde gelegt hat. Bei der Arbeitslinie dagegen wurde nur nach Arbeitsleistung selektiert. Das Aussehen dagegen spielte keine so große Rolle. Der Hund musste für seine Aufgabe funktional sein. Charakterlich und Körperlich. Form follows function sozusagen.
Die Showlinie und die Arbeitslinie entwickelten sich also gegensätzlich. Die Showlinie hat längeres Fell, längere Ohren, hängendere Lefzen und Lider während bei der Arbeitslinie alles ein wenig weniger ist. Obwohl es sich im Mutterland immer noch um ein und die selbe Rasse handelt, sind Show- und Arbeitslinie optisch und charakterlich voneinander entfernt. Und das ist die Krux an der Geschichte.
Um in Deutschland ordentlich unter dem VDH züchten zu können, müssen die Hunde zuchttauglich, also angekört, sein. Diese Zuchttauglichkeit bekommen die Hunde zugeschrieben, wenn sie auf sogenannten Zuchttauglichkeitsprüfungen vorgestellt und angekört werden. Hierbei wird der Hund nach optischen Kriterien, dem Rassestandard, beurteilt. Dies lehnen die Spaniel Klubs in Deutschland aber ab. Weil der WCS angeblich nicht dem Standard entspricht.
Nun, der Standard. Er verkörpert den Idealhund. Abweichungen nach links und rechts sind durchaus legitim und entspringen oftmals auch dem persönlichen Geschmack der Richter. Und ihm Vorwort wird explizit darauf hingewiesen, dass der Cocker aus Arbeitslinie anders zu bewerten ist, das der Arbeitstyp kleiner und leichter als der Showtyp ist.
Im Übrigen steht im Standard auch geschrieben, dass das Haarkleid nicht zu lang und zu wellig oder gar lockig sein darf und den Hund bei der Arbeit auch nicht behindern darf. Die Praxis zeigt aber genau diese Hunde mit ZZL. Nun, Abweichungen des Standards scheint es schon zu geben, allerdings nur in die eine Richtung.
Zwei der deutschen Spaniel Klubs haben sich zumindest etwas für den WCS geöffnet, darunter der Cocker Club Deutschland und der Jagdspaniel Klub. Im Cocker Club Deutschland wurden sogar einige Hunde angekört und haben somit eine ZZL bekommen. Aber auch das ist nicht die Regel. Im Gegenteil. Der Grundtenor gegenüber dem WCS ist immer noch überwiegend sehr negativ und abwertend. Und die Hürden, um eine Verpaarung mit WCS mit ZZL zu planen, sind weitaus schwieriger als bei Showhunden.
Dennoch, ich bin Mitglied im Jagdspaniel Klub. Ich beteilige mich am Vereinsleben, versuche es aktiv mitzugestalten und so mit meinem Cocker präsent zu sein. Ich hoffe, dass irgendwann der Worker akzeptiert wird, man mit ihm ordentlich züchten darf und eine friedliche Co-Existenz aller Spaniel Halter, egal ob Worker, Show oder dt. jagdliche Leistungszucht, möglich ist.
Wenn du auch Halter eines Working Cockers oder Springers bist und etwas verändern möchtest in unserer „Szene“, dann scheue dich nicht, auch Mitglied im JSPK und in der IG WCS De zu werden. Nur gemeinsam sind wir stark. Nur wenn wir präsent sind und gesehen werden, insbesondere auch unsere Hunde, können wir etwas verändern.
Ein Kommentar
Rüdiger Tietjen
Moin aus Sandhatten,
seit 40 Jahren bi ich Jäger und habe viele verschiedne Jagdhunde audgebildet.
Nun ist mein letzter Huand (Griffon Korthals) vor drei Monaten von mir gegangen – und ich bin sehr traurig.
Gestern war ich in Dangast und habe dort eine Frau aus Oldenburg gesehen, die einen ECS aus der Arbeitslinie
geführt hat und – Mann -ich war und bin total schockverliebt.
Können SIe mir helfen, indem Sie mir vielleicht Adressen vermitteln können, woher ich solch einen Welpen
bekommen kann?
Mit freundlichen Grüssen
Rüdiger Tietjen (ruediger.tietjen@t-online.de)